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Zweiter Chef von Infinus sagt aus

Vertriebsleiter Kewan Kadkhodai äußerte sich im Prozess zu den Vorwürfen – und äußert Zweifel. 

 

Dresden. Nach Jörg Biehl als Gründer der Infinus-Gruppe hat sich nun Vertriebs-Chef Kewan Kadkhodai in dem Anlagebetrugs-Prozess am Landgericht Dresden erstmals zu den Vorwürfen geäußert. Am Montag verlas der 50-Jährige eine gut 70-seitige Erklärung, in der er berichtete, wie er zu Infinus stieß und welche Aufgaben er hatte. 

Bis zu seiner Verhaftung Ende 2013 sei er von einem „langfristig tragfähigen“ Konzept ausgegangen, „wenn das Einschreiten der Staatsanwaltschaft nicht erfolgt wäre“, sagte er. Er habe auch selbst, für Familie und Freunde mehrere Hunderttausend Euro angelegt. Der promovierte Kaufmann habe bis zuletzt als selbstständiger Handelsvertreter bei Köln für die Firmengruppe gearbeitet, seit 2004 erfolgreich ein Makler-Vertriebsnetz aufgebaut. In Dresden sei er nur sporadisch gewesen. Als er Infinus 2010 habe verlassen wollen, sei er in den Vorstand einer Vertriebsgesellschaft berufen worden. Im Nachhinein könne er nicht ausschließen, dass sein Ausscheiden so verhindert werden sollte. Finanziell habe er von dieser Funktion kaum profitiert. „Heute ist mir bewusst, dass ich meiner Pflicht als Vorstand nicht nachgekommen bin und sie vernachlässigt habe“, sagte Kadkhodai. Von vielem will er jedoch nichts gewusst haben. Biel habe bestimmt, wer welche Informationen erhält, sagte er. 

 

Laut Staatsanwaltschaft sei das Infinus- Geschäftsmodell ein Schneeballsystem gewesen, in dem mit neuem Geld der Anleger Altschulden beglichen worden seien. Der Prozess wird fortgesetzt. (SZ/lex) 

 

Sächsische Zeitung vom 3. Mai 2016