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Platzt jetzt der Infinus-Prozess?

Eklat im Infinus-Prozess! Die sechs angeklagten Ex-Infinus-Bosse lehnten gestern den Vorsitzenden Rich- ter Hans Schlüter-Staats (54) wegen Befangenheit ab. Platzt jetzt der Prozess, könnten sie auf freien Fuß kommen.

Der Richter hatte außerhalb des Prozesses ein Treffen im LKA mit Fahndern und Wirtschaftsprüfern „einberufen“. Immerhin: Die sollen noch Gutachten im Prozess erstatten! Vom Treffen, das schon am Freitag vor einer Woche stattfand, erfuhren Angeklagte und ihre Verteidiger erst am Mittwoch. Und das zufällig am Ende des Verhandlungstages. Ein Vermerk in der Akte fehlte gänzlich.

„Geheimniskrämerei“, nennt das Ulf Israel, Verteidiger von Ex-Infinus- Chef Jörg Biehl (54). Martin Wissmann, Verteidiger von Siegfried Bullin (50): „Das ist ein klares Geheimtreffen. Der Richter ist nun schwerlich noch unbefangen genug für dieses Verfahren.“ Im Infinus-Prozess müssen sich sechs Ex-Manager des Finanzdienstleisters wegen Betruges verantworten. Laut Anklage richteten sie per Schneeballsystem 150 Millionen Euro Schaden an. Seit November 2013 sitzen fünf der Angeklagten in U-Haft. Wird der Richter abgelehnt, müsste ein sogenannter Ergänzungsrichter nachrücken, damit der Prozess nicht platzt. Platzt der Prozess jedoch, müssten auch die Angeklagten aus der U-Haft entlassen werden. 

 

Morgenpost vom 22. Januar 2016.