Mutter will Entführer ihrer Tochter wieder heiraten

Letzte Hoffnung auf Rückkehr von Jasmin  (DNN, 12.08.2003)

Die Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Dresden war kurz. Nach wenigen Minuten Beratung mit seinem Mandanten, dem Marokkaner Nour E. (31), sagte der Verteidiger Martin Wissmann: „Wir ziehen unsere Berufung zurück.“ Der Mann, der am 1. Juni 2000 seine Tochter Jasmin aus Deutschland entführte (DNN berichteten), wurde in Handschellen zurück ins Gefängnis gebracht.

Wenig später sagte Ina El Bakhti (25), die Mutter von Jasmin: „Ich werde ihn wieder heiraten.“ Und fügte leise hinzu: „Das ist die einzige Chance, dass Jasmin wieder nach Deutschland kommt. Wenn er seine Strafe abgesessen hat, fahren wir nach Marokko und holen sie.“

Rückblende: Im Juni 200 flüchtete Nour E. mit seiner dreijährigen Tochter aus Dresden. Er meldete sich ab und zu telefonisch bei seiner Ehefrau Ina. Sie war schwanger, brachte einen Jungen zur Welt. Im März 2002 kam Nour E. allein zurück. Er wurde von der Polizei gefasst. Über den Aufenthaltsort von Jasmin schwieg er sich aus. Das Amtsgericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft wegen Entziehung Minderjähriger. Da war er längst von Ina geschieden. Der Marokkaner kündigte im April 2003 überraschend an, er werde alles tun, um sein Kind wieder nach Deutschland zu bringen. Die Bemühungen des Angeklagten sind gescheitert: „Seine Eltern in Marokko weigern sich, ihm den Aufenthaltsort des Kindes zu nennen“, so Wissmann.

„Die Justiz stößt an ihre Grenzen“, meinte Anwalt Endrik Wilhelm, der Ina El Bakhti vertritt. „Es gab nur eine Möglichkeit: ihn mit einer hohen Strafe unter Druck zu setzen, damit er den Aufenthaltsort des Kindes preisgibt. Er hat eine hohe Strafe erhalten. Das Mädchen ist trotzdem nicht da“. Offenbar gebe es kein politisches Interesse an Jasmin. „Bei den Sahara-Geiseln wird an allen Hebeln gedreht. Das kleine Mädchen scheint niemanden zu interessieren.“

„Ich habe viele Briefe an Politiker geschrieben“, sagte Ina El Bakhti, „die Antworten kann man vergessen.“ Ohne Ehe mit einer Deutschen werde der Marokkaner nach der Haft abgeschoben. „Dann ist er für immer weg. Und Jasmin auch.“ Sie habe ihn oft im Gefängnis besucht. „Wir wollten es noch einmal probieren. Ich habe Sehnsucht nach meiner Tochter.“

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